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aufhin betrachten, so erhalten wir ein merkwürdiges Bild. Im Debora-Lied wird ziemlich spöttisch seine politische Untätigkeit hervorgehoben. Im Segen Jakobs wird diesem „ersten an Hoheit und ersten an Macht" bedeutet, daß er in Wirklichkeit nicht der erste ist, und der Segen des Moses befürchtet geradezu seinen Untergang. Vom zweit- und drittältesten Sohne, von Simeon und Levi, behauptet der Segen Jakobs: sie wären verteilt in Jakob und zerstreut in Israel, sie wären also völlig aufgerieben worden. Dem- entsprechend übergeht das Deboralied die beiden Stämme mit völligem Stillschweigen; das Gleiche tut auch der Segen des Moses mit Simeon und tatsächlich auch mit Levi. Denn wird hier Levi überschwänglich gefeiert, so ist es nicht der Stamm, sondern nur der Stand der Priesterschaft, der offenbar erst in späterer Königszeit aus Familien verschiedenster Herkunft sich zu einem neuen Scheinstamm mit altehrwürdigem Namen zusammengeschlossen hat. Diesem Scheinstamm hat die spätere Überlieferung Wohnung in 48 Städten angewiesen, nämlich den Opferstätten der alten Zeit. Weist das JosuaBuch 19,1-9 dem Stamme Simeon ein Erbteil zu, so wird das dadurch als irrig erwiesen, daß ausdrücklich gesagt wird, das betreffende Gebiet gehöre zu Juda. Dementsprechend kennt Richt. 1,1-21 keine Eroberungen Simeons, sondern nur Eroberungen Judas. Mit diesem Stamm steht es für den ersten Blick besser; bei näherem Zusehen zeigt sich aber auch hier dasselbe Schicksal wie bei den drei älteren Stämmen. Es ist kennzeichnend, daß das Debora-Lied sich auch über Juda völlig ausschweigt. I Mose 38 wird dargestellt, daß Juda sich eine Kanaaniterin zum Weibe nimmt, also sich frühzeitig mit dem Kanaanitertum vermengt und dann den Verlust von zwei Söhnen nur wettmachen kann durch Blutschande mit seiner Schwiegertochter Thamar. Thamar ist in Wirklichkeit eine Kanaaniterstadt ganz im Süden. Nur durch den