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geleistet haben, also die Stämme, die schon in ältester Zeit die Führung hatten, nämlich Ruben, Joseph und Juda. Aber viel bedeutsamer ist, daß dabei wieder der Glaube an Jehova in erneuerter Form als Christentum ausschlaggebend gewesen ist. So jämmerlich das Christentum Chlodwigs gewesen ist, für Merowinger und Karolinger war mit seiner Bekehrung die Grundlage des Gesamtstaates geschaffen. Otto der Große vollends, der größte Staatsmann unseres Volkes, hat instinktiv herausgefühlt, wie allein die Einheit von Volk und Staat sich neu schaffen ließ, Seine einzigartige Gründung, das heilige römische Reich deutscher Nation, ruht auf Christentum und Kirche. Seine Schöpfung, das Deutschtum, kann nur bestehen durch Fortbildung seiner Grundgedanken.

Es ist die beklagenswerteste Erscheinung unseres Staatswesens, daß unsere leitenden Politiker sämtlich ohne klare Einsicht darin sind, wie allein das Reich sich aufrecht erhalten läßt. Selbst ein Bismarck hat das nicht begriffen; sonst hätte er den Kulturkampf nicht in der Weise geführt, wie er es getan hat. Nur so ganz obenhin hat er nachträglich auf die mittelalterlichen Kämpfe zwischen Kaiser und Papst hingewiesen. In Wirklichkeit bedeutete das Kaisertum auch die Erneuerung jener alten Streitigkeiten. Die Kyffhäusersage geht ja auf sie zurück. Daher war in demselben Augenblick, wo das Hoch auf den neuen Kaiser erklang, die hochkirchliche Partei zur Stelle. Das Zentrum ist der Schatten des Kaisertums. Es nahm den Faden genau an der Stelle auf, wo ihre geistigen Vorgänger ihn im Interregnum hatten fallen lassen. 600 Jahre waren für die nur scheinbar neue Partei einfach nichts. Es war so, wie unser Volksmärchen auf alttestamentlicher Grundlage, Dornröschen, es schildert: der Koch, der im Begriff gewesen war, dem Lehrling eine Ohrfeige zu geben, schlug wirklich zu, als der hundertjährige Zauberschlaf von ihm gewichen war.