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Wie Israel nur durch den Glauben an Jehova zusammen­gehalten wurde, so das Reich nur durch das Christentum. Wir sind eben das auserwählte Volk Gottes. Das ist kein Wort leeren Hochmuts, sondern der tiefsten Sorge. Denn wir sind anders als alle Völker der Erde. Der Engländer, der Franzose z. B., ganz gleich ob bürgerlich oder sozia­listisch, ist national durch und durch. Der Deutsche ist zu­nächst weltbürgerlich. Auf die Dauer kann das an und für sich so lobenswerte Streben der sogenannten nationalen Par­teien ihr Ziel verfehlen. Dem Deutschen gelingt es doch nicht, auf französische und englische Weise deutsch zu sein. Wir müssen uns Otto den Großen zum Vorbild nehmen und mit den Mitteln unserer Zeit sein Werk wiederholen: Durch das Christentum zum Deutschtum. Religion ist Privatsache; dies Wort mag passen auf amerikanische Verhältnisse, auf die deutschen angewandt stellt es den Gipfelpunkt des Un­sinnigen dar. Unsere Aufgabe ist es, im Dienste des Reiches uns zu scharen um das Kreuz Christi. Denn wie wir ge­bunden sind in unserem Tun durch die geschichtlichen Ver­hältnisse der Urzeit, lehrt in unübertrefflichster Weise Goethe:

 

Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,

Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,

Bist alsobald und fort und fort gediehen

Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.

So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,

So sagten schon Sibyllen, so Propheten;

Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt

Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.