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schichtlich brauchbar sind. Für diese Frage wird die nachfolgende Darstellung bedeutsame Fingerzeige geben. 

Zum Verständnis des Alten Testaments ist die Form der geschichtlichen Darstellung wichtig, Die Geschichte des Volkes Israel erscheint als Erlebnis einer Familie von drei Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob mit Söhnen, Enkeln usw. Diese volkstümliche Art der Überlieferung ist vielfach ganz durchsichtig, erschwert aber manchmal außerordentlich die Einsicht in die zum Ausdruck gebrachten Ereignisse. Für unsere Frage ist das Quellenmaterial immerhin merkwürdig umfangreich. Die wichtigsten seien hier gleich genannt: die Geburtsgeschichten der Söhne Jakobs I Mose 29,31-30,24; Aufzählung der Nachkommen Jakobs, die mit ihm nach Ägypten zogen 1 Mos. 46,8-27; die zweite Zählung des Volkes IV Mose 26,1-51; das Debora-Lied, eine Dichtung aus der Richterzeit Richt. 5; der Segen Jakobs 1 Mose 49 aus älterer und der Segen des Moses V Mose 33 aus jüngerer Königszeit.

Die Aufgabe, die mir gestellt ist, ist die: zu zeigen, daß die Stammesgruppierung im Alten Testamente genau zusammenpaßt mit der germanischen. Dabei ist natürlich nicht zu übersehen, daß die alttestamentlichen Quellen von den germanistischen durch 1 1/2 Jahrtausend getrennt sind. Es gibt daher eine Anzahl Namen, die naturgemäß in so langer Zeit verschollen sind. Doch werden die Unterschiede weniger auffällig als die Übereinstimmungen. Erst mit der Annahme des Christentums beginnt eine ganz neue Zeit in Stammesund Staatsbildung bei den Germanen; ihre Bekehrung ist der tiefste Einschnitt in ihre Geschichte von 3½  Jahrtausenden. 

Als die ältesten, d. h. mächtigsten Söhne Jakobs erscheinen die vier älteren Söhne der Lea: Ruben, Simeon, Levi und Juda. Als Erstgeborener muß Ruben der führende Stamm sein. Aber wenn wir die Quellen des Alten Testamentes dar-